Ein Wirtshaus, das keines ist…

Liebe Leserinnen und Leser, dieser Bericht zerstört sich innerhalb der nächsten 5 Minuten von selbst, nachdem Sie ihn gelesen haben – denn wir enthüllen geheime Hintergründe der Sendung „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“.

Auf geheimer Mission lässt man schon einmal den Kugelschreiber Mittags fallen und kehrt den Amtsstuben vorzeitig den Rücken, um sich das boarische Gwand anzuziehen und sich aufzumachen nach Söllhuben, Landkreis Rosenheim .

Dort wird nämlich die beliebte Sendung des BR „Wirtshausmusikanten beim Hirzinger“ aufgezeichnet, mit dabei 3 Tanzpaare aus dem Huosigau. In dem Dorf Söllhuben, Gemeinde Riedering schaut es eigentlich nicht viel anders aus, als in anderen Dörfern. Doch fährt man der  Hauptstraße entlang, kommt man ziemlich bald am Wirtshaus Hirzinger vorbei. Daneben erwarten einen mehrere große Übertragungswägen des BR.

Nach kurzer Einlasskontrolle wird man auch schon in den 1. Stock des Wirtshauses geführt, eine Art Tenne. Männer und Frauen mit Headsets, Kabelträger/innen, Kameramänner und Frauen, Tontechniker und Regieassistenten sind fast so zahlreich vertreten, wie Zuschauer und Musikanten. Schon jetzt steht fest, was im Fernsehen so locker-flockig daher kommt, ist ganz genau durchgeplant. Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass die heimelig-anmutende Einrichtung eigentlich nur Deko ist, aufgemacht wie ein Wirtshaus, das keines ist. Denn die eigentlichen Wirtsstuben befinden sich im Erdgeschoss.

Eine Hand voll fescher Bedienungen kümmert sich um das leibliche Wohl, ehe es genaue Anweisungen gibt, wann die engagierten Tänzer auf die Tanzfläche dürfen und welcher Tanz von welcher Musik gespielt wird.

Nein, das ist nicht der Himmel der Bayern – auch wenn es die Stimme von oben, die sich als die von Regisseur Thomas rausstellt, kurz vermuten lässt.

Letzte Instruktionen, Applaus- und Publikumsaufnahmen folgen und dann kommen sie: Traudi Siferlinger und Wolfgang Binder, die Moderatoren der Sendung. Klappe die erste, Scheinwerfer auf volle Helligkeit, Applaus. Kameras auf Rollen gleiten lautlos an einem vorbei und zeichnen von allen Blickwinkeln aus, auf. Für den Zuschauer später nicht zu sehen sind die Abläufe im Hintergrund, eine wild fuchtelnde Stylistin, welche die Moderatoren zu sich herwinkt, deren Gesicht nachpudert und das rot von Traudis Lippen auffrischt.

Unter den Musikanten auch heimische Gruppen: Die Gögerlgeiger aus Weilheim und die Seehof-Musik aus Herrsching a. Ammersee. Nach eineinhalb Stunden vertrauten Volksmusikklängen, aber auch dem sogenannten „Tradimix“  und den geplanten Tanzeinsätzen, ist die Aufzeichnung auch schon fast vorbei. Ein bisschen Verwunderung kommt auf, als am Ende noch einmal die Anmoderation und anschließend gleich die Verabschiedung der Moderatoren auf Geheiß des unsichtbaren Thomas aufgezeichnet werden müssen. Aber das Publikum und alle Akteure machen brav mit, bis alles richtig im Kasten ist.

Scheinwerfer aus, den Bauch nicht mehr einziehen müssen, wenn die Kamera vorbeirollt und zur Belohnung ein paar Weißwürste zum Schluss. Noch ein Erinnerungsfoto mit den Moderatoren und die Mission mit Top-Musikanten und neuen Erkenntnissen zur Entstehung der Wirtshausmusikanten ist beendet.

Schee wars im Wirtshaus, das eigentlich keines ist…

Bericht Sofie Albrecht
Fotos Manfred Sieber